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Channel: Silbern gelöffelt
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Tuğçe A. Irgendwann aber ist´s mal gut - genervt!

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Tuğçe A. ist tot, hat das Leben im Namen der Zivilcourage gelassen. Schlimm genug, dass man Zivilcourage heutzutage so selten vorfindet, dass darüber geschrieben werden muss.
Noch schlimmer aber ist, dass man das Bundesverdienstkreuz verleihen will und auch in den sozialen Netzwerken Bilder von ihr mit einer Kerze darauf teilen soll.

Was will sie damit? Nichts. Sie ist tot.

Wahrscheinlich totgeprügelt von einem verantwortungslosen Straftäter, "der Polizei bekannt", wie es so schön heißt. Ein mehrfach straffällig gewordener, gerade 18jähriger Mann, der scheinbar sein Leben der Kriminalität verschrieben hat. Mit hohem Gewaltpotential, wenn die Beschreibungen des Videos vom Tathergang stimmen. Seine Begleiter haben noch versucht, ihn daran zu hindern, aus dem Auto zu springen und auf die Gruppe um Tuğçe loszugehen. Ja, er kam zurück. Um Menschen zu...? Verletzen? Bedrohen? Im Endeffekt hat er wahrscheinlich "nur" eine Körperverletzung mit Todesfolge begangen. So wird dann wohl auch die Anklage lauten. Wenn es denn eine gibt, denn im Moment wird geklärt, ob er sie überhaupt getroffen hat. Macht zwar für das Gesetz einen Unterschied, moralisch ist er für mich auf jeden Fall der Mann, der den Todessturz ausgelöst hat. Ob getroffen oder nicht - die Konsequenz musste Tuğçe A. erfahren und erleiden.

Und ich höre es jetzt schon: Schwere Jugend, weil Serbe. Nicht anerkannt hier und nicht zuhause. Hat versucht, durch seine Taten um Hilfe zu rufen, nur waren wir zu dumm, ihn zu verstehen. Jugendrecht sowieso. Am Ende bleiben 30 Stunden Sozialdienst bei einer Organisation seiner Wahl, Gruppenkuscheln mit neuen SozPäds und vielleicht ein Urlaub auf einem Segelschiff, mit dem ihm die Gemeinschaft zeigen möchte, dass Alles wieder gut wird und wir ihn doch lieben.

Nein, nichts mehr wird gut. Wieder hat die Justiz zu lange zugeschaut, ohne die Gesetzesrahmen auszuschöpfen. Wieder wurde einem jungen Menschen eine weitere, eine weitere, eine weitere und noch eine weitere Chance gegeben. Die meisten Menschen würden diese nutzen, hier wird diese gegebene Gelegenheit als Schwäche der Justiz angesehen. Warum kann es nicht möglich sein, dass nach einer Bewährung zwingend diese nicht zum zweiten Mal vergeben werden kann? Einmal ein Fehltritt - in Ordnung. Aber zwei Mal? Dann bitte endlich mit Konsequenzen, die auch fruchten.

Und bitte - nicht wieder auf die Kosten schielen, für Alles haben wir Geld in unserem Staat. Außer für die Opfer. Der Täter bekommt Seelsorge, die Frau mit der Courage und dem Gewissen bekommt ein Grab. Mir wäre lieber, der Täter wäre in Verwahrung. Dieses Geld würde ich lieber geben, als Geld, welches zur Entschädigung von Opfern gebraucht wird.

Das Bundesverdienstkreuz ist in diesem Fall ein schönes Signal, eine Geste. Mehr nicht. Eine Auszeichnung? Von der Legislative, die es ermöglicht, dass Typen wie Sanel M. leben und ihr Unwesen treiben dürfen, während Menschen wie Tuğçe A. sterben. "Zu Tode gekuschelt"; wäre es nicht so makaber und traurig. Jede z. B. bei Facebook geteilte Kerze ist für mich aufrichtiger als diese "Auszeichnung", weil das, was geschehen ist, hätte verhindert werden können, wenn endlich die Möglichkeiten, in diesem Staat Verderb und Angst und Schrecken zu bringen, eingeschränkt werden würden.

Mir wäre es lieber, die Richter, die Sanel M. immer und immer wieder haben gewähren lassen, würden ihre Haltung überdenken und vielleicht einmal mehr als einmal zu wenig eine strengere Haltung annehmen. Gerade bei jungen Menschen, bei denen ein Ordnungsruf vielleicht doch fruchten kann. Vielleicht würde Tuğçe A. dann noch leben und Sanel M. ein Leben ohne die Gewissheit, einen Menschen zu Tode gebracht zu haben.

Mir wäre es lieber, sie hätte am Wochenende ihren Geburtstag feiern können.
Mir wäre es lieber, sie hätte die Freudentränen ihrer Familie sehen können, nicht wir die des Trauers. 





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