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Vegan... Und so...

Im Internet tobt ein Jahren ein Kleinkrieg. Oder ein Glaubenskrieg. Was auf dasselbe hinaus läuft.

Vegetarier waren früher die eine Front, Fleischesser die andere. Die Vegetarier sind ein wenig in das Hintertreffen geraten, die neue - militantere - Partei stattdessen ist die Riege der Veganer. Geht mir am Hintern vorbei. Nicht, weil ich das nicht anerkenne. Mir ist es schlichtweg egal, was die Menschen als ihre Lebensweise auserkoren haben. Welcher Bewegung sie angehören. Solange sie auch mir gegenüber tolerant sind.

Jede Seite hat aber auch ihre Extremisten. In einem der Kriegsschauplätze fechten gerade Journalisten gegen eine Ikone der Veganer einen Kampf. Attila Hildmann, gerne auch "Vegan-Papst" genannt. OK; jeder wie er mag, ich habe mit der Kirche nichts am Hut, auch mit dem Veganismus nicht. Ist mir also recht gleich, wer oder was sich alles "Papst" nennt.

Irgendeine, mir nicht weiter bekannte Journalistin, war also kürzlich bei Hildmann in seinem Laden zu Gast. Ob sie auf Krawall aus war oder wirklich Gäste nach deren ureigener Meinung über das Kredenzte befragt hat, werde ich nicht klären können. In jedem Fall hat allerdings der Bericht über dessen Snackbar A.H. recht weit oben auf die Barrikaden gebracht. Abgesehen davon, dass er eigentlich über der Sache stehen sollte, Lobeshymnen gewürzt mit ein paar Kritiken selbige eher untermauern, war die Reaktion darauf wirklich überzogen.

Gegipfelt ist das Ganze darin, dass Hildmann Journalisten ausgewählt hat, welche seine Burger verkosten sollten. Würden diese der Mehrheit nicht schmecken und sie künftig überzeugt dem Fleischgenuss abschwören, würde er ein Steak essen.

Es kam, wie es wohl kommen musste; die servierten Burger wurden wohl gegessen, aber nicht so sehr genossen. Ob diese nun überhaupt nicht schmeckten oder lediglich im Vergleich mit "echten" Burgern, also mit Fleisch-Patty belegten, zurückstanden, mag nur die testende Journaille beurteilen. Die Wette war also verloren, da eben nicht die Mehrheit künftig vegan leben wird.

Der Termin des "Steak-Essens" rückte somit näher, die Journalisten waren gespannt. Würde er? Und wenn, wie ging es ihm (Hildmann) dabei? Gar nicht. Hildmann hat die Journalisten empfangen, zu einem auf der Straße stehenden Viehanhänger geführt. Und da stand es. Ein Kalb. Lebend. Mit Steaks in sich. Hildmann forderte von den anwesenden Medienvertretern, dass diese vor seinem Genuss das Kalb selbst schlachten und so das Fleisch erzeugen sollten. Bereits war dazu niemand. Seine angebliche Intention war, darauf hinzuweisen, dass wir Verbraucher es uns zu leicht machen und totes Fleisch im Markt oder beim Metzger kaufen.

OK.

Soll ich mich also hinstellen und nicht-fachgerecht ein Kalb abmurksen? Ich, der ich nicht weiß, wo und wie ich das Tier ohne Schmerzen töten kann? Ist das wirklich ein Argument? Ich hole mein Fleisch beim MdV, auch aus dem Grund, weil es von dessen Stall bis zum Schlachthof ein möglichst kurzer Weg ist.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Aufgaben aufgeteilt sind und sich Menschen spezialisiert haben. Eismacher. Bankkaufleute. KfZ-Mechaniker. Und gelernte Kaufleute im Groß- und Außenhandel, wie ich es eben bin. Ich habe die Zusatzqualifikation als Ausbilder. Aber Kälber und Schweine töten? Nein, das überlasse ich denen, die darin Fachleute sind. Eben auch um die Qualität zu bekommen, die höchstmöglich ist. Und zwar von der Aufzucht, dem Transport, der Schlachtung und dem Verkauf.

Die Zubereitung habe ich mir zumindest rudimentär angeeignet. Und zwar mit der Maxime, so gut wie nichts (Knorpel, Adern und Sehnen gehören da nicht dazu) zu verschwenden. Dabei erlaube ich mir, nicht alles vom Tier zu essen. Aber auch nicht nur Filet. Und ja, die Tage, an denen ich tierische Erzeugnisse esse, die sind weniger geworden. Sicher auch aus dem Grund, dass ich hochwertigeres Fleisch esse und so nicht "Füllstoffe" in Form von Gewebe brauche, um auf die benötigten Inhaltstoffmengen zu kommen. Meine These, vielleicht liege ich daneben, aber ich verfahre so.

Gemüse ist immer mehr vertreten. In dieser Woche hatte ich bisher gut 400 g Fleisch und Wursterzeugnisse. Von Freitag an gerechnet, da ist mein Einkaufstag. Der Rest? Gemüse, Obst. Und das Fleisch fast homöopathisch darauf verteilt. Ohne? Niemal. Kann ich nicht, will ich nicht. Aber ich esse das, was mein Körper verlangt. Bewusst essen, das ist für mich nach meiner Krankheit das Wichtigste. Und nicht nach einer Bewegung, Fastreligion, Sektiererei oder Einteilung in ein Ernährungsgruppe. Alles, was ich will, aber mit Maß.

Kurz zurück zur Tierverwertung. Soll ich also - nach Hildmanns Auffassung - auch das Leder gerben? Die Hufe raspeln für Hornspäne? Wohin mit dem Mageninhalt? Das Blut lasse ich im Garten versickern oder kippe es in die Toilette, bis es gerinnt und die Kanalisation verstopft? Alles ein wenig zu kurz gedacht. Nicht umsonst gibt es heute die Aufgabenteilung. Am Ende ist es nur gut für den Schutz der Tiere, wenn nicht jeder auf eine Koppel rennt und wild Tiere metzelt.

Eines hat es Attila Hildmann in jedem Fall gebracht: Günstige Werbung. Ach ja, da war noch was. Einer der Gegner Hildmanns hat ein Steak an seine Adresse gesendet. Offensichtlich ungekühlt, aber wohl mit dem Hintergedanken, dass er (Hildmann) das Fleisch zubereiten und essen soll. Hildmanns Reaktion auf Facebook:
Meine Prognose? Fortsetzung folgt...





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