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"Flüchtlinge in den leeren Osten!"

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Winfried Kretschmann, baden-württembergischer MP, hat in dieser Woche einen auf den ersten Blick radikalen Schritt gefordert, der sowohl auf Zustimmung als auch auf Ablehnung gestoßen ist.

Die Forderung war, sich um Asyl bewerbende Menschen in weitgehend leerstehenden Landstrichen in den neuen Bundesländern unterzubringen, dort freistehende Wohnräume zu nutzen. Der Bund, die Länder und auch die Gemeinden müssten keinen privaten Raum wild und teuer aquirieren, Sporthallen zweckentfremden oder gar neu und aufwändig bauen.

"Konzentrationslager", "unmenschliche Forderung", "Kasernierung", das waren die Schlagworte, die in den Medien die Runde machten. Für mich sind das erste Abwehrreaktionen, ohne genauer über die Sachlage und den Sinn der Forderung nachzudenken.

Erst einmal finde ich es eine Abwertung der zur Nazizeit geschehenen Gräueltaten gegenüber der Unterbringung von Asyl beantragenden Menschen nach hohen Standards. Ermordete und gequälte Menschen, die ohne mit der Wimper zu zucken um Hab, Gut und Leben durch deutsche Hände oder auf deutsche Weisung gebracht wurden damals. Menschen aus aller Herren Länder, die hier erst einmal bis zur Überprüfung und Entscheidung über deren Status kommod und möglichst sicher gegen Verfolgung untergebracht werden heute. Deutschland hat gelernt, Deutschland übernimmt Verantwortung. Vergleiche zur Nazizeit sind nicht nur nicht angebracht, sie werten das erlittene Leid der Verfolgten und auch der eigenen Bevölkerung unter dem Regime bis 1945 ab.

Ein Grund, Asyl suchende Menschen nicht in leer stehenden Gegenden unterzubringen so sein, dass gerade in den Ostländern die Asyl suchenden Menschen verfolgt werden. Meine Gegenfrage: Ist es nicht einfacher, ein großes Gebiet adäquat zu überwachen und zu schützen gegenüber vielen kleinen Orten, die meist nur von privaten Diensten "geschützt" werden, also von finanziell wenig motivierten Menschen? Abgesehen davon, dass die privaten Wachdienste im Ernstfall gewaltbereiten Horden wenig entgegenzusetzen haben.

Ein weiterer Grund ist die Konzentration vieler Nationen auf einem kleinen Gebiet, welche zu "Gewaltexzessen" und "Übergriffen" führen könnten. Mal abgesehen davon, dass dieser Vorwurf von genau den Personen stammt, die sonst bei jeder Gelegenheit beschwören, dass die Asyl suchenden Menschen friedliebend sind und sich an die deutschen Gesetze halten. Meine Meinung: Niemand sagt, dass diese Neuankömmlinge in Ghettos zusammengepfercht werden sollen; niemand sagt, dass das Hallen oder Schlafsäle belegt werden sollen. Die Rede ist von leer stehenden Wohnungen, welche wieder einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden sollen. Und mal ehrlich: Wenn es in solchen Gebieten mit dem Zusammenleben nicht klappt, dann wird es auch bei einer Verteilung über ganz Deutschland schwierig. Warum sollte ein renovierter Wohnraum, der auch von deutschen Bürgern bewohnt wurde, nicht für Asyl suchende Menschen gut sein? "Löcher" oder gar menschenunwürdige Immobilien sind natürlich von der Belegung ausgenommen, aber auf Plattenbauten sind nicht gegen die Genfer Konventionen.

Der nächste Einwand ist, dass die Versorgungsperipherie fehlt. Na und? Das wird sich schnell bilden, schließlich sind genug Arbeitssuchende vor Ort. Den angedachten Regionen würde eine Belebung guttun. Warum nicht konzentriert die Versorgung organisieren, dabei Kosten einsparen und endlich die Versorgungsstandards bei den Lebensmittel garantieren? Diese Hilfe suchenden Menschen bekommen ebenfalls ein Taschengeld, welches ausgegeben werden will. Ein kleine Chance für ortsansässige Händler, wenn der Staat nicht zu viele Discounter genehmigt. Entsorgung, Versorgung, medizinische Hilfe - all das wird benötigt. Hier liegt eine Chance für die Regionen, endlich besser auf die Beine zu kommen.

Alleine im Jahr 2013 wurden für ca. 225.000 Asylbewerber gut 1,5 Milliarden Euro an Regelleistungen aufgewendet. Dazu die Unterbringungskosten, die Leistungen im sozialen, hygienischen und medizinischem Bereich. Ab Seite 17 KLICK sind die ungefähren Kosten je Bundesland aufgeführt. Das auch die Bundesländer immer mehr mit der Organisation der Ströme gen Deutschland ge- und überfordert sind, wird hier im Artikel plastisch herausgearbeitet. KLICK

Fazit: Wer sich von der Denke der dezentralen Mussunterbringung befreit, zentrale städtische oder ländliche Belegung von ganz normalen Wohnunterkünften nicht mit der Nazizeit, KZs etc. assoziiert, der wird über kurz oder lang darauf kommen, dass eine Verlagerung der Unterbringung verstreut über das ganze Bundesgebiet Nachteile gegenüber einer zentralen Wohnsituation wie von MP Kretschmann gefordert hat.

Die Verwaltung kann zentralisiert werden, ebenso die sozialen Leistungen, die Freizeitangebote können gebündelt und auch besser angenommen werden, die Regionen profitieren vom Schub der Finanzierung in Sachen Wohnraumauslastung und Arbeitsplatzschaffung. Der Vorteil der zentralen Unterbringung liegt auch in der Sicherung durch professionelle Behördenkräfte, was auch den Asyl suchenden Menschen ein besseres Gefühl der Sicherheit gegenüber subversiven Kräften fördert.

Und wer weiß, vielleicht endecken die neuen Länder auch einmal die Alten und Kranken  und bieten ihre gewonnene Erfahrung bei der Versorgung von speziellen Gruppierungen an ;-)





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