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Channel: Silbern gelöffelt
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Hallo, mein Name ist...

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... tja, wie ist eigentlich mein Name? Und wer ich bin? Das erzähle ich Euch gerne...


Angefangen hat die Geschichte von gut zweieinhalb Jahrzehnten, als meine Mutter geboren wurde. Sie hatte immer, trotz der Scheidung von Oma und Opa, ein liebevolles Zuhause und offene Ohren bei den Beiden.

Meine Mama hat die Schule abgeschlossen, hat einen Freund gehabt, der auch eine gute und sichere Zukunft für sie versprochen hat. Und meine Mama hat einen medizinischen Beruf gelernt. Naja, zumindest so lange, bis sie sich von ihrem damaligen Freund getrennt hat. Irgendwie war ab da der Wurm drin.

Meine Mama wollte nicht mehr so gerne arbeiten gehen wie früher, ist in die falschen Kreise geraten. Da hat sie auch meinen Papa kennengelernt. Und leider auch, wie man durch Drogen ein besseres Lebensgefühl bekommt. Also so für den Moment.

Mama und Papa haben sich sehr lieb gehabt. Und weil sie sich so lieb gehabt haben, ist mein Brüderchen zur Welt gekommen. Mein Papa ist in ein Drogenprogramm gekommen, dort hat er Methadon bekommen. Naja, so ganz waren die Beiden wohl nie von den Drogen weg gekommen. Ein paar Jahre ist das nun schon her, dass mein Bruder auf die Welt kam. Er ist zum Glück gesund, munter und ein aufgewecktes Kerlchen.

Sorgen machen mir nur meine Mama und mein Papa. Die haben es faustdick hinter den Ohren. Ehrlich. Haben sich von meiner Uroma das Auto geliehen, um Drogen zu kaufen. Und auch Geld dazu. Haben gesagt, dass sie das für Einkäufe brauchen, weil sie und mein Bruder so schlimmen Hunger haben. Komisch, das haben die auch all den anderen Menschen in ihrem Umkreis erzählt. Und irgendwie hat es jeder geglaubt. Zumindest am Anfang, als sie sich mit ihren Lügen noch Mühe gegeben haben. Ein paar Menschen haben damals schon gewarnt. Und meine Uroma hat es ja geglaubt, dass die zwei kleinen Einwegspritzen in ihrem Bademülleimerchen für den Zuckerspiegel von meinem Papa sind.

Das war ungefähr zu der Zeit, als meine Eltern mal wieder das Auto von meiner Uroma geborgt hatten. Die wollten da so einen dicken Umschlag wegbringen. Bewerbungsunterlagen, haben sie meiner Oma erzählt. Und am Abend war da ein Mann, der rund um das Auto ging mit seinem Hund. Der musste überall riechen. Meine Uroma hat da Angst bekommen. Komisch, denn der Hund hat doch so lieb ausgesehen.

Kurz darauf wollte meinem Papa und meiner Mama niemand mehr Geld geben. Weißte was? Die haben es sich einfach genommen. Erst nur von meiner Oma. Da haben manche in der Familie noch gesagt, dass meine Mama doch so ein nettes Mädchen ist, die macht sowas nicht. Haben die so lange gesagt, bis meine Mama auch dort mal zu Besuch war. Dann haben die auch geschimpt. Auch meine Oma, die Mama von meiner Mama. Da hat meine Mama auch Brot mitgehen lassen. Oder etwas, dass sie gegen Brot getauscht hat. Oder andere Dinge, die in ihrem Leben einen hohen Wert haben.

Und dann war es soweit! Meine Mama und mein Papa haben sie wieder einmal gaaanz lieb gehabt. Siehe da, ich war am wachsen. Meine Mama aber, die hat immer weiter die Drogen genommen. Also unter uns...: Den Anderen hat sie erzählt, dass sie auf Entzug war und es ihr jetzt wieder gut geht. Naja, sie war ja auf Entzug. Bis sie dort rausgeflogen ist.

He, ich kann Dir genau sagen, wie welche der Drogen wirkt, die sie genommen hat, als ich noch in ihrem Bauch war. Ein paar der Dinge waren ganz schön heftig. Kannste mir glauben, ich war ja dabei.

Irgendwann mal, da muss jedes Baby aus dem Bauch der Mama. Ich auch. Und sogar ungefähr zu dem Termin, den der Onkel Doktor ausgerechnet hat. Kalt war es hier draußen. Für mich ganz besonders, denn ich habe ja nur zwei Pfund auf die Waage gebracht, als ich auf die Welt kam. Und dann ging es los. Ich wusste erst nicht warum, aber ich hatte zur Kälte hier draußen plötzlich ganz gemeine Schmerzen. Überall in meinem Körper. Der Onkel Doktor hat mich gleich in seine Arme genommen und in eine Art Gewächshaus für Menschen gelegt. Hier war es dann wenigstens schön war, ich bekomme über die Schläuche an meinem Körper Essen und Trinken. Fast so schön gemütlich, wie es in meiner Mama war. Da war auch so viel Platz, weil ich ja so klein bin.

Oh, da kommt die Schwester, die schaut nach mir. Und ich muss hier auch weiter machen. Ich muss arbeiten. Arbeiten gegen die Schmerzen, für die ich nichts kann, arbeiten, um zu überleben. So, bis später mal, ich hoffe ich kann Euch bei Gelegenheit mal mehr erzählen. Wenn nicht, dann wird das der Holger schon machen. Drückt mir die Daumen, dann bin ich hier nicht so alleine.....

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