Meine Heimatstadt, Coburg, hat während der Zeit vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten in den 30er-Jahren schon eine eher unrühmliche Rolle gespielt. Coburg, mein kleines, unschuldiges Coburg, war ganz vorne, in erster Reihe, um den Nationalsozialisten den Weg zu ebnen. Coburg hat den zweifelhaften Ruhm, als erste Stadt in Deutschland einen Parteigänger der Nazis zum Bürgermeister zu wählen. Vertreibung, Repressalien gegen die Juden, auch eine "Prügelstube".
Und wir hatten auch eine Industrie, die in der Lage war, in der Rüstungsindustrie benötigte Halbzeuge zu fertigen. Teils mit eigenem, aus freiwilligen Gründen dort arbeitendem Personal, teils mit Zwangsarbeitern. Die Sache an sich ist verwerflich, jedoch im damaligen Zeitgeist gang und gäbe. Das macht es nicht besser, kann im Nachhinein aber auch nicht mehr geändert werden.
Die Frage, aus unserer heute sehr bequemen Zeit heraus ist: Gab es die Möglichkeit, sich als Firmeninhaber dagegen zu wehren, Zwangsarbeiter beschäftigen zu müssen? Und wie weit hätte sich der Chef sperren können? Und überhaupt? Das soll aber nicht die Frage sein, das müssen die Menschen klären, welche Zugriff auf historische Dokumente haben, diese einsehen und bewerten können.
Und eine weitere Frage: Bis wie weit kann -oder darf- ein Firmenchef involviert gewesen sein, ohne dass auch nur der leiseste Zweifel an der Würdigkeit besteht, eine Straße als Erinnerung und Ehrung benannt zu bekommen?
Darf ein Firmenchef, der nachweislich schon viel früher in DER Partei war, als es der Druck der Öffentlichkeit erfordert hat; der weit vor der Machtergreifung Hitlers eine Büste des Despoten in seinem Büro hatte; der im Ort als Vorstand der Wirtschaft eingesetzt war; darf ein solcher Mensch als Vorbildscharakter dienen, der eine Straßenbenennung verdient hat?
In Coburg wurde heute eine Entscheidung pro eines Menschen gefällt, der momentan nicht komplett in seinem Wirken dargestellt werden kann. Zu viele Fragen sind noch offen, zu viele Situationen wäre noch zu klären. Im hier und jetzt, nach jetzigen Maßstäben. Beleuchtet werden kann nur aus heutiger Sicht. Als Grundlage für eine öffentliche Ehrung kann nur der heutige Maßstab hergenommen werden, der die Geschehnisse in den 20er, 30er und 40er Jahren beurteilt.
Der Stadtrat selbst hat sich die Aufgabe gestellt, in wenigen Tagen eine Leitlinie zu erarbeiten und als Grundlage zu nehmen, welche in der Zukunft die Parameter für eine Straßenbenennung gelten.
Die Grünen, deren Freund ich bei Gott nicht bin, haben den Schneid gehabt, wenigstens eine Entscheidung auf Vertagung der Abstimmung zur Straßenumbenennung zu fordern. Welche dann im Stadtrat abgelehnt wurde. Was wäre denn daran so schlimm gewesen, in einem Streit, der seit 2004 schwelt, noch einen Monat Aufschub zu nehmen und dann unangreifbar nach den neuen und eigenen Richtlinien sauber zu entscheiden?
Wissen die Stadträte mehr als der normale Bürger? Haben diese einen Grund für diese Eile? Ist der Geehrte wirklich der Ehrenmann, als den ihn sein Enkel darstellt? Haben die Kritiker recht, zu fordern, dass die Ehrung nicht gerechtfertigt ist? Hat das Kapital gewonnen? Dem kleinen Bürger auf der Straße mag es so vorkommen. Der Stadtrat aber, der ist nur seinem Gewissen selbst verpflichtet.
Der Enkel hat seit dem Streitbeginn im Jahr 2004 die Zuwendungen an Vereine, Institutionen und Personen eingestellt. Coburg, eine der reichsten Gemeinden in ganz Deutschland hat derweil Millionen verschwendet, weitere Planungen sind in Arbeit. Langsam wird das Geld knapp, die Begehrlichkeiten größer.
Auch hier scheint es an der Zeit, dem Enkel des Geehrten nachzugeben, damit wieder ein warmer Geldregen über Coburg fällt. Oder war da nicht noch etwas mit dem Wegzug, wenn keine Straße kommt? Oder hat das mit dem vom Enkel des Geehrten geforderten Verkehrslandeplatz zu tun?
Wer weiß das schon als kleines Fußvolk? Oben wird geklüngelt und unten gewundert.
Mag die Entscheidung gefallen sein, mir muss sie nicht gefallen.
Meine Meinung dazu: Der Coburger Stadtrat hat heute seine Integrität in der Hoffnung auf einen Geldsegen verkauft. Rückgrate sind gebogen bis an die Bruchgrenze, dem Geld und der Einwirkung durch einen einzelnen Menschen wurde nachgegeben. Auch nicht erklärt hat der Coburger Stadtrat, warum der bisher mit dieser Straße Geehrte diese Ehre entzogen bekommen hat.
Wir hatten die Nazis.
Wir hatten die DDR.
Und nun haben wir das Kapital, welches uns noch rigoroser regiert.
Ich bin traurig. Enttäuscht und auch entsetzt. Mit der Entscheidung hat sich der Coburger Stadtrat einen Bärendienst geleistet. Ab heute sind die Mitglieder dieser Runde für mich ganz unten angekommen. Vielleicht tue ich dem Geehrte Unrecht, ich kann jedoch nur auf der Grundlage dessen entscheiden, was in den Medien, in Gesprächen mit Zeitzeugen und den Belegen, die öffentlich zugänglich sind. Meine Hoffnung ist, dass der Stadtrat nicht seine Seele verkauft hat, sondern sich auf der Grundlage anderer, besserer und positiverer Belege als einer Auftragsarbeit der Firma des Geehrten zu einem Firmenjubiläum entschieden hat.
Und wir hatten auch eine Industrie, die in der Lage war, in der Rüstungsindustrie benötigte Halbzeuge zu fertigen. Teils mit eigenem, aus freiwilligen Gründen dort arbeitendem Personal, teils mit Zwangsarbeitern. Die Sache an sich ist verwerflich, jedoch im damaligen Zeitgeist gang und gäbe. Das macht es nicht besser, kann im Nachhinein aber auch nicht mehr geändert werden.
Die Frage, aus unserer heute sehr bequemen Zeit heraus ist: Gab es die Möglichkeit, sich als Firmeninhaber dagegen zu wehren, Zwangsarbeiter beschäftigen zu müssen? Und wie weit hätte sich der Chef sperren können? Und überhaupt? Das soll aber nicht die Frage sein, das müssen die Menschen klären, welche Zugriff auf historische Dokumente haben, diese einsehen und bewerten können.
Und eine weitere Frage: Bis wie weit kann -oder darf- ein Firmenchef involviert gewesen sein, ohne dass auch nur der leiseste Zweifel an der Würdigkeit besteht, eine Straße als Erinnerung und Ehrung benannt zu bekommen?
Darf ein Firmenchef, der nachweislich schon viel früher in DER Partei war, als es der Druck der Öffentlichkeit erfordert hat; der weit vor der Machtergreifung Hitlers eine Büste des Despoten in seinem Büro hatte; der im Ort als Vorstand der Wirtschaft eingesetzt war; darf ein solcher Mensch als Vorbildscharakter dienen, der eine Straßenbenennung verdient hat?
In Coburg wurde heute eine Entscheidung pro eines Menschen gefällt, der momentan nicht komplett in seinem Wirken dargestellt werden kann. Zu viele Fragen sind noch offen, zu viele Situationen wäre noch zu klären. Im hier und jetzt, nach jetzigen Maßstäben. Beleuchtet werden kann nur aus heutiger Sicht. Als Grundlage für eine öffentliche Ehrung kann nur der heutige Maßstab hergenommen werden, der die Geschehnisse in den 20er, 30er und 40er Jahren beurteilt.
Der Stadtrat selbst hat sich die Aufgabe gestellt, in wenigen Tagen eine Leitlinie zu erarbeiten und als Grundlage zu nehmen, welche in der Zukunft die Parameter für eine Straßenbenennung gelten.
Die Grünen, deren Freund ich bei Gott nicht bin, haben den Schneid gehabt, wenigstens eine Entscheidung auf Vertagung der Abstimmung zur Straßenumbenennung zu fordern. Welche dann im Stadtrat abgelehnt wurde. Was wäre denn daran so schlimm gewesen, in einem Streit, der seit 2004 schwelt, noch einen Monat Aufschub zu nehmen und dann unangreifbar nach den neuen und eigenen Richtlinien sauber zu entscheiden?
Wissen die Stadträte mehr als der normale Bürger? Haben diese einen Grund für diese Eile? Ist der Geehrte wirklich der Ehrenmann, als den ihn sein Enkel darstellt? Haben die Kritiker recht, zu fordern, dass die Ehrung nicht gerechtfertigt ist? Hat das Kapital gewonnen? Dem kleinen Bürger auf der Straße mag es so vorkommen. Der Stadtrat aber, der ist nur seinem Gewissen selbst verpflichtet.
Der Enkel hat seit dem Streitbeginn im Jahr 2004 die Zuwendungen an Vereine, Institutionen und Personen eingestellt. Coburg, eine der reichsten Gemeinden in ganz Deutschland hat derweil Millionen verschwendet, weitere Planungen sind in Arbeit. Langsam wird das Geld knapp, die Begehrlichkeiten größer.
Auch hier scheint es an der Zeit, dem Enkel des Geehrten nachzugeben, damit wieder ein warmer Geldregen über Coburg fällt. Oder war da nicht noch etwas mit dem Wegzug, wenn keine Straße kommt? Oder hat das mit dem vom Enkel des Geehrten geforderten Verkehrslandeplatz zu tun?
Wer weiß das schon als kleines Fußvolk? Oben wird geklüngelt und unten gewundert.
Mag die Entscheidung gefallen sein, mir muss sie nicht gefallen.
Meine Meinung dazu: Der Coburger Stadtrat hat heute seine Integrität in der Hoffnung auf einen Geldsegen verkauft. Rückgrate sind gebogen bis an die Bruchgrenze, dem Geld und der Einwirkung durch einen einzelnen Menschen wurde nachgegeben. Auch nicht erklärt hat der Coburger Stadtrat, warum der bisher mit dieser Straße Geehrte diese Ehre entzogen bekommen hat.
Wir hatten die Nazis.
Wir hatten die DDR.
Und nun haben wir das Kapital, welches uns noch rigoroser regiert.
Ich bin traurig. Enttäuscht und auch entsetzt. Mit der Entscheidung hat sich der Coburger Stadtrat einen Bärendienst geleistet. Ab heute sind die Mitglieder dieser Runde für mich ganz unten angekommen. Vielleicht tue ich dem Geehrte Unrecht, ich kann jedoch nur auf der Grundlage dessen entscheiden, was in den Medien, in Gesprächen mit Zeitzeugen und den Belegen, die öffentlich zugänglich sind. Meine Hoffnung ist, dass der Stadtrat nicht seine Seele verkauft hat, sondern sich auf der Grundlage anderer, besserer und positiverer Belege als einer Auftragsarbeit der Firma des Geehrten zu einem Firmenjubiläum entschieden hat.